Was solls denn sein? Wie wir ein bezahlbares Wohnmobil gefunden haben

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Im letzten Post hatte ich ja beschrieben, wie wir auf die Idee kamen, uns ein Wohnmobil anzuschaffen. Das wollten wir jetzt natürlich auch in die Tat umsetzen. Unsere Idee dabei blieb die „fahrende Ferienwohnung“. Schnell lernten wir, dass das Zauberwort hier wohl „autark“ sein würde: Das Wohnmobil sollte unabhängig von Stell- und Campingplätzen sein, denn wir wollten ja Roadtrips und Familienabenteuer und nicht Gelsenkirchener Camperbarock mit Gartenzwergen und Block… Verzeihung, Platzwart.

Gehts auch eine Nummer größer?

Deshalb hab ich mich zuerst sogar eine Nummer größer umgeschaut und mich mit Wohnbussen beschäftigt, also alten Bussen oder LKW, die von Bastlern in oft jahrelanger Arbeit zu Riesenwohnmobilen umgebaut werden. Geiler Scheiß:

  • Wir wollen das ganze Jahr über in den Urlaub fahren, nicht nur im Sommer. Ein Wohnbus hätte so viel Grundfläche wie ein kleines Apartment, da könnte man bei schlechtem Wetter auch mal den Tag drin verbringen.
  • Die Technik von Reisebussen ist nahezu unkaputtbar. Laufleistung von 1.000.000km (Ja, eine Million!) sind eher die Regel als die Ausnahme.
  • Man hätte genug Gewichtsreserve für etliche hundert Liter Frisch- und Abwasser, riesige Batteriebänke, einen Generator… Es gibt sogar Wohnbusse mit richtiger Badewanne!

Warum wir uns gegen einen Wohnbus entschieden haben

Aber auch wenn die Idee im ersten Moment verlockend klingt, hat sie doch auch einige handfeste Nachteile:

  • Wie bereits geschrieben, muss man entweder sehr viel Geld (guter Witz) oder sehr viel Zeit mitbringen, bis so ein Wohnbus umgebaut ist. Wir wollten aber höchstens 2-3 Wochen Arbeit investieren und dann losfahren.
  • Jedes Wohnmobil ist immer ein Kompromiss aus Komfort und Beweglichkeit. Mit einem kleinen Kastenwagen kommt man fast überall hin, hat aber recht wenig Komfort. Wohnbusse sind genau das andere Extrem: Sehr komfortabel, aber auch sehr unbeweglich. Enge Einfahrten von Stellplätzen, enge Gassen in Südeuropa, niedrige Brücken etc. würden jedes Mal zur Herausforderung und einige Strecken würden für uns komplett unpassierbar.
  • Ein Wohnbus ist auch bei den laufenden Kosten extrem. Einen Campervan, also einen Kastenwagen, kann man bei ca. 10l/100km bewegen. Ein Wohnmobil mit Alkoven liegt grob im Bereich von 12-14l/100km. Ein Wohnbus schluckt gern das Doppelte: 25-30l/100km. Dazu kommen hohe Preise für Maut, Fähren, etc. Nicht zu vergessen ist auch die Wartung und etwaige Reparaturen eines Busses, die sehr viel teurer sind als bei einem kleineren Fahrzeug.

Was wollen wir denn nun?

Also, ein Wohnbus sollte es nicht werden. Trotzdem brauchten wir (getreu unserem Ziel „fahrende Ferienwohnung“) ein relativ großes Mobil für 4 Personen und einen großen Hund, wollten eine Toilette, Dusche und ganz wichtig: Feste Betten für jeden Mitfahrer. Das Auf- und Abbauchaos beim Umbau der Sitzgruppe in ein Bett hatte ich als Kind im Wohnwagen meiner Eltern oft genug mitgemacht, das wollte ich auf keinen Fall. Außerdem sollte das Wohnmobil wintertauglich sein. Es gab also folgende Optionen:

  • Kastenwagen: Ein Kleintransporter (zB ein Mercedes Sprinter) mit Wohnausbau. Meistens nur 2 Schlafplätze. Sehr wendig und unauffällig, aber für uns viel zu klein
  • Alkoven: Das sind die „klassischen“ Wohnmobile mit dem Buckel über dem Fahrerhaus. Gibts mit 2-4 Festbetten je nach Größe. Kam für uns in Frage.
  • Teilintegriertes Wohnmobil: Anstatt des Buckels gibt es nur eine Art Keil über dem Fahrerhaus. Meistens nur 2 Festbetten, für uns zu klein.
  • Vollintegriertes Wohnmobil: Quasi die „Königsklasse“. Motor und Fahrgestell kommen von einem Transporter, aber der ganze Aufbau ist vom Wohnmobilhersteller. Tolles Raumgefühl, weil das Cockpit quasi mit zum Wohnbereich gehört. Meistens 2-4 Festbetten, häufig mit Hubbett (also ein Bett mit einer richtigen Matratze und Lattenrost, das man nicht umbauen, sondern nur nachts an einem Gestell von der Decke runter ziehen muss), kam für uns in Frage.

Die Suche

Natürlich haben wir die diversen Internetportale (mobile.de, autoscout, ebay Kleinanzeigen und diverse andere) abgeklappert. Wohnmobile gab es zuhauf, aber brauchbare Mobile zu einem vernünftigen Preis – ganz andere Geschichte. Zwei Wohnmobile haben wir dann trotzdem angeschaut. Das Eine stellte sich bei der Besichtigung als deutlich zu klein heraus, das andere war zwar groß genug, roch aber seltsam und war viel zu laut beim Fahren. Beide Male war uns schon auf der Heimfahrt klar: Das ist es nicht.

Der nächste Kandidat war eine interessante Geschichte: Gefunden bei mobile.de, inseriert als Angebot aus Deutschland, ein Alkoven-Wohnmobil mit sehr guter Ausstattung zu einem sehr niedrigen Preis. Jetzt der Plot Twist: Als ich mit der (angeblichen) Besitzerin per Whatsapp Kontakt aufnahm, teilte sie mir mit, das Wohnmobil stünde in Italien, sie würde es aber für eine Besichtigung nach Deutschland überführen. Mich juckte bei der ganzen Story mein Bullshit-Sensor, also mal wieder kurze Internetrecherche: Eine bekannte Betrugsmasche. Wenn man sich auf eine Besichtigung einigt, labern die angeblichen Verkäufer einem mit ner weinerlichen Geschichte nen Knopf ans Ohr, kassieren irgendeine Art von „Anzahlung“ und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehen. Alles klar. Kurzer Hinweis an die Polizei („Danke für den Hinweis“), und weiter gings mit der Suche.

Schließlich kam uns der Zufall zur Hilfe: Ein guter Freund hatte bei Facebook ein Wohnmobil-Angebot entdeckt: Ein vollintegriertes Wohnmobil, zulässiges Gesamtgewicht 4 Tonnen (also genug Zuladung für einen Urlaub mit der Familie), Tandem-Achse am Heck (weniger Schwanken bei Wind), 7,30m lang, großes Doppelbett im Heck, Hubbett über den Fahrersitzen, Bad und separate Dusche, doppelter Boden (wärmer beim Wintercamping), ausreichend große Sitzgruppe. Ich schaute es mir an und war sehr zufrieden, kam ein paar Tage später mit Andrea zurück und wir haben es gekauft.

Einfach so 😉

Hier mal ein paar Bilder, die bei der ersten Besichtigung entstanden sind:

Der Preis war günstig, dafür hatte das gute Stück allerdings auch ein paar Baustellen:

  • Die Reifen waren 15 Jahre alt, die mussten „demnächst mal“ gewechselt werden.
  • Die Elektrik war ziemlich verbastelt. Frontscheinwerfer, Heckleuchten, der Tempomat und die Verkabelung der Aufbaubatterien brauchten irgendwas zwischen Schönheitskur und Wiederbelebung, außerdem war noch so eine lächerliche Alarmanlage / Wegfahrsperre eingebaut, die nicht mal mich aufgehalten hätte. Raus damit.
  • Die Aufbaubatterien waren total hinüber und mussten getauscht werden.
  • Polster und Möbel brauchten eine Auffrischung.
  • Die Fahrertür, drei Fenster und ein paar Klappen am Aufbau waren nicht richtig dicht und mussten überholt werden
  • Die Jalousien im Aufbau mussten erneuert werden.

Wir fuhren nach Hause und machten uns ein paar Tage später an die Arbeit.

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